Über allem anderen, was noch über „Spectral“, dem Debüt Robin Schlochtermeiers, geschrieben werden könnte, steht das Gefühl, dass dieses Debüt mehr ist, als nur die bloße Summe von mystischen Soundscapes. Sie entspringt einem Konzept, und sie könnte fast mühelos der Score zu allem Möglichen sein: Ein mysteriöser Film noir, oder gar zur Untermalung eines Films von Stanley Kubrick – es ließe sich an die Anfangssequenz aus „Shining“ denken, oder gar an „2001: A Space Odyssey“.
Es ist fast müßig notgedrungen den etwas schrägen Topos einer traumwandlerischen Reise in die eigenen Untiefen der Psyche heranzuziehen, bloß ist er durchaus zutreffend. Schlochtermeier weiß zudem genau was er tut, denn er hat sich bereits seine Sporen als Komponist für verschiedene Filmmusiken verdient und dabei Preise (mit)eingeheimst, wie dem British Independent Film Award.
Wenn wir also versuchen würden, uns nicht nur einfach fallen und durch die neun Tracks während „Spectral“ führen zu lassen, sondern uns eine Live-Darbietung in annähernder Dunkelheit vor Augen führen, können wir vielleicht erahnen, wie Schlochtermeier seine Musik verstanden wissen möchte.
Seeing the world through my daughter‘s eyes reminded me of the experiences the world can produce in our minds when we are open, receptive and boundary-less
Ein Zustand völliger Unbedarftheit, der uns offen sein lässt und vielleicht eine gewisse Distanz zu dem, was wir bereits über Musik zu wissen glauben, voraussetzt. Diese Synthese aus flächigen Drones und dem, oft schwer verhallten, Piano, dazu diese fast schon schwerfälligen, oder besser entschleunigten, Klanglandschaften funktioniert natürlich ebenfalls im „Normal-Modus“. Oder vielleicht gelingt ja gerade durch „Species“ bei dem Ein oder Anderen der Zugriff auf das innere Kind. Nicht nur im Gedanken daran, sondern in der Musik selbst, liegt etwas überaus Tröstliches. Nico Beinke, 31.7.2020